MASTERPLAN OVATO

Heide Süd, Halle (Saale), 2004

Es ist immer das gleiche mit Tucholsky: »Vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße« — das Wohnen im Grünen, der Traum vom Eigenheim einerseits und irgendeine Form von städtischer Nachbarschaft und urbaner Anbindung andererseits. Im Neubaugebiet Heide-Süd in Halle (Saale) war noch ein Baufeld auf dem Ring der ehemaligen Panzerkasernen-Anlage unbebaut, das neu entstandene Drumherum von Einfamilienhäusern und Stadtvillen ernüchternd. Das letzte Passstück sollte anders sein. Die ursprüngliche Idee »readymix« aus dem Wettbewerb Europan 7 mit einer entwicklungsoffenen, prozessualen Durchmischung verschiedenster Wohntypen war gleich vom Tisch. Es blieb die Grundidee der baulichen Schließung des Ringes einerseits und dem fließenden Grünraum vom zentralen Park durch das Wohngebiet hindurch in die Niederungen Weinbergwiesen der Saale im Südwesten andererseits.
Raumbildend sind in diesem Konzept nicht die Gebäude, sondern die durch Hecken gefassten Grundstücksgrenzen. Nicht zuletzt war die Idee der »Ovato-Grundstücke« gut vermarktbar. Die ovalen Hecken bilden Grüne Inseln, objekthafte Clumps auf der sanft abfallenden Wiese. Sie generieren nicht nur einen eigenen, fließenden Grünraum, sondern bieten auch eine deutlich räumlich spürbare Privatheit auf der eigenen Parzelle. Die Gebäude treten so weit wie möglich in den Hintergrund.
Einige Aspekte finden sich im B-Plan wieder: Eine Heckenhöhe aus bestimmten, stets geschnittenen Gehölzen von 1,70 m bis 2,30 m ist zu gewährleisten und ein Obst- oder Laubbaum zu pflanzen. Aufgrund der achteckigen Geometrie der eigentlichen Grundstücke entstehen Restzwickel außerhalb der Hecken, die somit außerhalb des eigenen Raumes liegen. Die Fahrspuren sind bodengleich zur Rasenfläche und verschwinden so in der Perspektive.

INFORMATION

Wettbewerb Europan 7 »readymix«, Ankauf (2003), Überarbeitung und Weiterentwicklung zum Masterplan | Bearbeitungszeitraum: 2004 | Realisierungszeitraum: ab 2008 | Standort: Scharnhorststraße, 06120 Halle (Saale) | Auftraggeberin: Stadt Halle (Saale), SALEG Sachsen-Anhaltinische Landesentwicklungsgesellschaft, Magdeburg | Technische Umsetzung: Ernst-Günther Ruhbaum, Bonn mit Planungsgruppe MWM, Aachen

© 2004 (Wiederveröffentlichung 2024) Anita Sinanian, Marc-Philip Reichwald, Peter-Karsten Schultz