Die Siedlungshaushälfte von 1926 wurde bis auf die Dachdeckung komplett saniert und umgebaut. Knapp bemessen war die Wohnfläche von 97 m² für die vierköpfige Familie, aber durch den Ausbau des Daches zum Studio mit Schlafraum, Bad und Ankleide konnte sie auf 130 m² erweitert werden. Neben dem Wohn- und Essbereich mit der großen Küche im Erdgeschoss haben die Kinder eine komplette Etage für sich im Obergeschoss erhalten.
Alle Größen der Fensteröffnungen waren noch im Originalzustand, sodass vor allem die Straßenfassade durch den Einbau von dunkelgrauen Sprossenfenstern und zwei minimierten Luken im Dach neu interpretiert wird, in Gliederung und Anmutung aber den ursprünglichen Charakter des Hauses respektiert. Einziger grundlegender Eingriff in die Fassade ist das neue große Schiebefenster im Esszimmer mit einer durchgehenden Sitzbank als Brüstung. Schon vom Eingang schaut man dadurch mit einen großzügigen Blick in den Garten. Wie alle originalen Böden im gesamten Haus konnten die Terrazzoflächen und Dielen im Erdgeschoss freigelegt und wieder aufgearbeitet werden.
Die Bauherren wünschten sich, Küche und Essbereich zur Terrasse mit Südgarten neu auszurichten und zu öffnen. Durch zwei exakt gesetzte Durchbrüche entsteht ein Rundlauf der Räume um einen neuen Multifunktionskern. Dieser Kern ist eine zentral in den Grundriss gestellte kompakte raumhohe Box, die je nach Ausrichtung Platz für die unterschiedlichsten Nutzungen bietet: nach Norden zum Wohnraum hin Platz für Bücher und eine Öffnung für TV und Musikanlage, in der Diele einen Garderobenschrank und nach Süden den gesamten Stauraum für die Küche mit einem großen Einschnitt für die Arbeitsfläche um das Spülbecken.
Im bisher nicht ausgebauten Dach wird die Höhe des Spitzbodens bis zu 4,40 m vollständig ausgenutzt. Zwei große Dachfenster öffnen sich zum Garten, um die Wirkung eines großzügigen Studios für die Bauherren zum Schlafen, Entspannen und Arbeiten zu erzielen. Auch das angrenzende schmale und lange Bad spielt mit der Höhe des Giebelraums. Hier sorgt zusätzlich eine kleine Luke unter dem First für eine spannende Lichtstimmung. Auf gesamter Länge an der hohen Giebelwand ist eine Raumskulptur mit Badewanne, Dusche und langer Waschbeckenablage davor gestellt.
INFORMATION
Umbau und Sanierung LPH 1—8 | Planungszeit: 2014.06–09 | Bauzeit: 2014.09—2015.02 | Wohnfläche: 130 m² / BGF: 249 m² / BRI: 673 m³ / Grundstücksgröße: 515 m² | Standort: Hamburg | Bauherrschaft: privat | Historisches Gebäude 1926: Wilhelm Vortmann Architekt BDA, Hamburg | Generalunternehmer Bau: RM Wohnbausanierung, Hamburg
© 2015 REICHWALD SCHULTZ, Projekteam: Peter-Karsten Schultz, Marc-Philip Reichwald | Fotograf: Marcus Ebener, Berlin