VILLA BLOOMGARDEN

Berlin, 2019

Am Anfang waren der üppige, dicht bewachsene Garten und das Siedlungshaus mit Mansarddach. Drei verschiedene planungsrechtliche Dekaden bestimmen das Ensemble: Das bestehende, freistehende Haus auf der Parzelle der 30er Jahre, links davon die Blockrandschließung der 70er Jahre und rechts die zeitgenössischen Reihenhäuser mit Abstand zum Nachbarn. Dieser Umstand ermöglichte es, zur Straße hin das freistehende Haus nach Abriss eines Wintergartens zu erhalten und zum Garten hin mit dem Neubau an die Brandwand anzuschließen. Dadurch entsteht ein Eingangshof, der gleichzeitig wie ein Küchengarten fungiert.
Betritt man von dort das erhöht liegende Erdgeschoß des Bestandes, führt vom Foyer mit einem Boden aus geschliffenem Asphalt eine Treppe hinab zum gartenseitigen, hohen Wohnbereich. Küche und Kamin spannen diesen Wohnbereich in Längsrichtung auf, wohingegen die über die ganze länge verfahrbaren Schiebefenster den Raum zum Garten öffnen. Die quergestellte Küche mit Kochinsel spannt sich wiederum zwischen Vorgarten und Garten quer in den Raum. Die scheinbar zufällig verteilten Spezialleuchten in der Betondecke, die extrabreiten Dielen, der skulpturale Kamin mit Sitzbank und die Großzügigkeit zum Garten unterstreichen die besondere Atmosphäre des Raumes. Im Obergeschoß haben Elternschlafzimmer, Elternbad mit Sauna und Atelier jeweils eigene Walmdächer, um den Räumen die nötige Höhe und Eigenständigkeit zu geben. Ein Oberlicht im Schlafzimmer lässt nachts in die Sterne blicken oder den Regen prasseln hören. Ein kreisrunder, zentraler Raum mit Oberlicht erschließt alle Räume des Anbaus und verbindet sie mit den Kinderzimmern im Altbau, die sich auch über Galerien im Spitzboden erweitern. Der Weg in das Haus und durch das Haus hindurch ist eine differenziert entwickelte Komposition unterschiedlichster Raumereignisse.
Die unterschiedlichen Farben und Materialien der Fassade wurden weiß übergeschlämmt, bestehende Ausbesserungen im Rauputz bewusst erkennbar belassen. Der Neubau führt die Textur durch eine weißlackierte, grafisch anmutende Lattung und ebenfalls weiß geschlämmte Riemchen fort. Die signalgelben Brüstungen, die tiefblauen Fenster und die rot-weiß-gestreifte Markise geben dem Haus im Grünen eine sommerliche Heiterkeit, die von der präzise komponierten Gliederung der Fassade gefasst wird.

INFORMATION

Neubau, Umbau und Sanierung LPH 1—8 | Planungs- und Bauzeit: 2016—2019 | Wohnfläche: 262 m² / BGF: 390 m² / Grundstücksgröße: 947 m² | Standort: Berlin | Bauherrschaft: privat | Statik und Wärmeschutz: Lossen Ingenieure, Berlin | Rohbau, Beton- und Maurerarbeiten, Holzbau: Piechota & Esther Bau, Bestensee | Dachdeckerarbeiten: Bauklempnerei Möwis, Berlin | Schiebetüranlagen: Bayer Glasbau, Berlin | Fensterbau: Hans Timm Fensterbau, Berlin

© 2019 (Veröffentlichung 2023) REICHWALD SCHULTZ, Projekteam: Marc-Philip Reichwald, Peter-Karsten Schultz | Bauleitung: Hubert Haas, Berlin | Fotograf: Marcus Ebener, Berlin (Aufnahmezeitraum: 2019, 2023)