GRÜNER TEPPICH HAMBURG HAUPTBAHNHOF

Vision Possible, Hamburg 2018

EINE IDEE FÜR DEN KULTURBOULEVARD

Vier entscheidende Akteure der Stadt stehen beieinander – und sind getrennt durch ein riesiges Loch. Sie haben dadurch alle keine gemeinsame, klare Adresse: Das Museum für Kunst und Gewerbe steht irgendwo da drüben, der Hauptbahnhof hat zur Stadt nur Rückseiten, die Zentralbibliothek der Hamburger Bücherhallen hat einen Vorplatz mit einer Geste ins Nichts und die Innenstadt zeigt eine kalte Schulter. Sowohl die Einrichtungen und Stadt-Räume des Kulturboulevards längs des Wallrings als auch die Altstadt zu dem lebendigen St. Georg sind voneinander abgeschnitten.
Der grüne Teppich ist nicht nur ein begrüntes Bahnhofsdach mit Rasen. Die Wellen sind Tragwerk und Vernetzungsstrategie zugleich. Sie vernähen die Innenstadt mit St. Georg und dem Museum. Jedes Wellental ist somit auch schon gleichzeitig Vorraum des Museums – und umgekehrt.
In der Längsrichtung gliedern die Wellen den Raum zwischen der Bahnhofhalle und der Bibliothek: es entsteht ein echter, spannender Vorplatz für beide Großeinrichtungen. Der Bahnhof erhält zusätzliche Zugänge zu den Gleisen vom Bibliotheksvorplatz aus und öffnet sich mit dem Südsteg zum neuen Stadtraum. Durch die Teppichwellen ist die neue Bahnhofshalle belichtet und visuell mit dem Stadtraum verbunden. Eine zweite, der Haupthalle ebenbürtige Bahnhofshalle entsteht.
Die Wellen ermöglichen unterschiedlichste Erlebnis- und Aneignungsräume: Eine Beach- und Dünenlandschaft, ein Bachlauf in der Senke oder wogende Liege- und Spielwiesen sind möglich. Ein einfaches, aber starkes topografisches Bild ermöglicht verschiedene Räume, die im Wechsel zueinander erlebt werden können. Der Park ist Stadtpark und Quartierspark zugleich.
Vieles ist möglich – vielleicht sogar ein Wasserfall am Ende des Baches, der in die Bahnhofhalle rauscht. Eine gebaute Topografie, die wieder echten öffentlichen Stadtraum mit hoher Qualität auch zur Aneignung schafft, den Hauptbahnhof integriert, Wegebeziehungen neu etabliert und nicht zu letzt auch kulturell bespielt werden kann.

VISION POSSIBLE

Architektur kann Orte verwandeln: Dabei interessiert uns vor allem, wie die vermeintlichen Defizite eines Ortes transformiert werden können. Spannend werden Konzepte meist dann, wenn sie mit einer einfachen, aber bildkräftigen räumlichen Idee plötzlich möglichst alle Belange und Probleme lösen und gleichzeitig differenzierte, schlüssige Räume schaffen. In der permanenten Auseinandersetzung mit unserer räumlichen Umwelt zwischen Städtebau, Architektur und Landschaft entstehen allein aus dem Ort heraus Ideen und Konzepte, die wir als Anregung für eine zukunftsweisende Stadtentwicklung verbildlichen wollen. Das Ergebnis ist ein aussagekräftiges Bild und erläuternde Handskizzen.

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